Nachdem ich mir über 10 Stunden lang selbst ein Bild von Gotham Knights gemacht habe, möchte ich euch meinen ersten Eindruck zum Open World Action Rollenspiel vermitteln. Den Anfang macht dabei mein Feedback zu häufig genannten Kritikpunkten aus der Mainstream-Gaming-Presse.
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Grafik & Performance
1. Die Kritik an der Grafik kann ich am PC überhaupt nicht nachvollziehen. Es sieht gut aus und läuft flüssig, obwohl ich auch kein Highend System habe. Zudem lassen sich am PC Einstellungen vornehmen, um bei schnellen Bewegungen durch die Stadt manche Mikroruckler abzuschalten. Dazu muss ich allerdings sagen, dass ich keine besondere Erwartung an die Grafik hatte. Die Atmosphäre steht bei mir an erster Stelle und genau das bringt mir Gotham Knights auch rüber. Ich bin nie davon ausgegangen, dass das Spiel grafisch neue Maßstäbe setzt oder setzen muss.
Das Kampfsystem
2. Das Kampfsystem ist anders, als bei Batman Arkham, aber ich finde es sehr gut. Da der Vergleich oft gezogen wurde, nehme ich auch mal dazu Stellung: Bei Batman Arkham hat es mich persönlich immer dazu verleitet, lediglich mit Angriffstaste und Blocktaste zu kämpfen. Klar, es gab viel mehr Möglichkeiten als das, aber irgendwie bin ich bei Arkham nicht weiter ins Detail gegangen. In Gotham Knights verleiten mich allein schon die Skills viel mehr dazu, beim Kampf etwas mehr zu experimentieren.
Als PC Spieler wird mir sofort offensichtlich, dass die Steuerung allgemein und insbesondere die Steuerung im Kampf ein Kompromiss mit den Konsolen gewesen ist. Der Mittelweg ist gut gelungen, aber wem es wichtig ist, eine echte Third Person PC Steuerung zu haben, die direkt auf WASD Bewegungen reagiert, könnte enttäuscht sein. Nach einer Weile konnte ich mich sehr gut damit anfreunden, das kann aber bestimmt nicht jeder.
Keine Menschen in Gotham
3. Die Kritik an einer menschenleeren Stadt verstehe ich ebenfalls nicht. Es sind ziemlich viele NPCs unterwegs… vor allem, wenn man berücksichtigt, dass es Nachts ist. Cool ist auch, dass die NPCs auf unsere Anwesenheit reagieren. Theoretisch könnten wir sie auch über den Haufen fahren und verprügeln… aber das wäre nicht im Sinne eines Superhelden (wer hat gesagt, dass wir ein Superheld sind?) 😉
Leere Open World
4. Die Open World könnte aber viel voller sein, was Ereignisse, Schatzkisten, Sammelgegenstände, Rätsel und Verstecke angeht. Ein gutes Beispiel ist für mich in diesem Fall The Division. Überall wird das Entdecken belohnt. In Gotham Knights sucht man danach leider häufig vergeblich. Besonders schade ist das, weil die Stadt absolut fantastisch gebaut ist und zahlreiche Gassen und Winkel bietet, die neugierig machen. Dass man dort häufiger auf gähnende Leere trifft, muss eigentlich nicht sein.
Das liegt allerdings gar nicht so gewaltig an fehlendem Willen der Entwickler, dort etwas einzubauen. Es liegt vielmehr am Gameplay Loop, der hinter Gotham Knights steckt. Es ist gewollt, dass die Open World nicht in einer einzigen Nacht vollständig bekämpft und erkundet wird.
Deshalb finden sich in jeder Nacht an anderen Orten bestimmte Brennpunkte mit Gangstern. Der Nachteil daran ist, dass sich diese Schauplätze an manchen Nächten dann sehr leer und leblos anfühlen, obwohl sie es in einer anderen Nacht überhaupt nicht sind.
Vielleicht wäre hier ein Kompromiss die Lösung.
Coole Features
5. Zu den sehr coolen Ideen zähle ich das Befragen von Feinden, indem man sie mit speziellen Attacken angreift. So bekommt man neue Hinweise und schaltet für die nächste Nacht neue Verbrechen frei, die man bekämpfen kann. Es macht mir auch riesig Spaß, mit dem Greifhaken durch die Stadt zu ziehen und über Dächer zu hüpfen. Da lasse ich meistens auch das Batcycle stehen, obwohl das Fahren eigentlich Spaß macht.
Story
6. Die Story Missionen ergeben sich immer aus den Cutscenes heraus und sind gut in die Welt integriert. Die Inszenierung mit Funkkontakt zur Batfamilie und Zwischensequenzen mit vertonten Gesprächen ist stimmig. Es geht nicht immer nur um Prügeleien. Manchmal sollte man auch schleichen oder rätseln (sofern man Lust hat) um ans Ziel zu kommen. Oberfläche, Ton und Untertitel wurden vollständig in die 5 wichtigsten Sprachen übersetzt, wobei Gotham Knights mit insgesamt 13 Sprachversionen daher kommt. Das allein zeigt, dass die Geschichte des Spiels ein sehr wichtiger Baustein ist.
Die Benutzeroberfläche
7. Was ich wirklich überhaupt nicht mag, ist das User Interface. Es macht keinen Spaß, sich durch die verschachtelten Menüs zu klicken und sich neue Ausrüstung herzustellen, die man nur umständlich mit der aktuellen Ausrüstung vergleichen kann. Hier sollte deutlich mehr Wert auf Übersichtlichkeit gelegt werden, indem man zum Beispiel eine Übersicht aller Gegenstände des Helden in einer einzigen Bildschirmansicht darstellt. Für die PC Versin würde ich mir zudem mehr Mauszeigerfunktionen wünschen, wie zum Beispiel einen Hover Effekt, der Eigenschaften direkt anzeigt. Die unzähligen Ausrufezeichen bei den Menüpunkten nerven am Anfang einfach nur und es ist lästig, das alles abzuklicken. Hoffentlich wird hier noch etwas mehr Arbeit reingesteckt.
Wünsche für die Zukunft
8. Wünsche für die Zukunft habe ich auch sonst noch viele! Das liegt aber daran, dass ich wirklich sehr viel Spaß in Gotham Knights habe und mir noch mehr von dem Spiel wünsche. Ein toller Schritt ist der bereits angekündigte 4-Spieler DLC. Daneben würde ich mir noch mehr Vielfalt bei den Feinden und den Verbrechen in der Open World wünschen. Der Loot sollte auch etwas besser dargestellt werden, sodass man sich beim Einsammeln auch darüber freuen kann, was man findet. Das freischalten neuer Ausrüstungsteile beim Crafting sollte vielleicht auch etwas mehr inszeniert werden, damit man das Gefühl einer Verbesserung bekommt.
Bisweilen freue ich mich sehr auf meine nächste Runde in Gotham Knights und ich denke, dass das auch noch viele Stunden so bleiben wird. Den Kauf bereue ich auf keinen Fall. Trotzdessen hoffe ich, dass weitere Patches das Spiel noch besser machen und die genannten Problemzonen ausbessern. Spieler, die ein neues Batman Arkham wollen, werden es nicht finden. Gotham Knights ist anders und das ist gut so.